Energiewerte werden zum wichtigen Preisfaktor
Hauskäufer achten zunehmend auf eine hohe Effizienz. Nicht alle Verkäufer sind darauf vorbereitet
Die hohen Energiekosten führen zu einem Umdenken bei den Käufern von Wohneigentum. Mehr als 92 Prozent der Kaufinteressenten ist die energetische Qualität des Kaufobjekts wichtig. Das geht aus einer Umfrage von YouGov hervor. „Energieeffiziente Immobilien sind heute aus Käufersicht deutlich attraktiver als noch vor einigen Jahren“, sagt Florian Schüler, Geschäftsführer der Postbank Immobilien. „Das ist sicher eine Folge der Energiekrise, die durch den Ukraine-Krieg ausgelöst wurde. Aber auch die Lieferengpässe bei Bauteilen und der Handwerkermangel haben energetisch bereits gut ausgestattete Immobilien für Käufer spürbar interessanter gemacht.“
Eine gute energetische Ausstattung sei demnach inzwischen ein wichtiges Argument bei der Vermarktung einer Immobilie. Doch genau das werde auf der anderen Seite des Verhandlungstisches, bei den Verkäufern, noch unterschätzt. Von den verkaufsinteressierten Eigentümern sind lediglich 78,4 Prozent der Meinung, dass den Käufern ein guter energetischer Zustand der Immobilie wichtig ist, lediglich 28,7 Prozent der Befragten, also gut jeder vierte, glaubt, dass der energetische Zustand für die Käufer sehr wichtig ist. Dazu passt, dass von den Befragten nur knapp jeder zweite Verkäufer (46 Prozent) eher bereits dazu wäre, in die Modernisierung seiner Immobilie zu investieren, um die Verkaufschancen zu erhöhen, nur jeder sechste (16,3 Prozent) dagegen auf jeden Fall. Gleichzeitig schließt knapp jeder vierte befragte Verkäufer eine zusätzliche Investition in die energetische Sanierung zur Erhöhung der Verkaufschancen kategorisch aus.
Dabei sind die Zeiten in denen sich eine Immobilie fast von selbst verkauft, vorbei. „Steigende Erwerbskosten führen dazu, dass viele Verbraucher ihre Ansprüche an en Kaufobjekt herunterschrauben, ihre Kaufpläne auf Eis legen oder zum Teil sogar ganz aufgeben“, schildert Postbank-Experte Schüler die aktuelle Lage auf dem Immobilienmarkt. „Den Nachfragerückgang sehen wir deutlich an der Zahl der Interessenten für ein Objekt.“ Hätten sich Mitte 2022 im Schnitt 100 potenzielle Käufer für eine Immobilie interessiert, so seien es heute nur noch etwa 30.
Das bleibt nicht ohne Folgen für den Preis. Mehr als jeder zweite potenzielle Immobilienverkäufer (57,6 Prozent) befürchtet, dass er nicht den gewünschten Preis, für sein Wohneigentum erzielen wird, wie aus der Umfrage hervorgeht. Nur noch jeder Dritte rechnet damit, den Wunschpreis erzielen zu können. Die Umfrage wurde online zwischen dem 27. Und 30. Januar durchgeführt und ist repräsentativ für die Bevölkerung ab 18 Jahren. Wer noch eine weile im Eigenheim wohnen bleibt, scheint indes stärker an einer energetischen Modernisierung interessiert zu sein als von der Postbank befragten Verkäufer. Das zeigt eine andere Umfrage der Beratungsgesellschaft CO2online. Demnach nutzten 64 Prozent bereits erneuerbare Energie. Wie genau oder in welcher Form, geht aus der Umfrage allerdings hervor. Immerhin 56 Prozent der Eigentümer hätten Ihr Haus aber schon modernisiert, um den Energieverbrauch zu senken.